Projekt

Kirche am Brandenberg | Büro und Wohnungen

Mülheim an der Ruhr
Ort
45478 Mülheim an der Ruhr, Brandenberg 67/Ecke Friedhofstraße
Ursprüngliche Nutzung
Evangelische Gemeindekirche der Evangelischen Kirche im Rheinland
Neue Nutzung
Büro und Wohnungen
Gebäude
1956 erbaut, Architekt: k.A.; Motivfenster: Grafik-Abteilung der Diakonie Kaiserswerth | seit 2003 barrierefrei | 2015 entwidmet | 2016 Verkauf an das Sachverständigenbüro Mitschein, Wischerhoff und Partner | 2017 Umbau zu Büros und Wohnungen, Architekten: smyk fischer architekten, Mülheim an der Ruhr
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die Kirche befindet sich inmitten des Mülheimer Stadtteils Speldorf, der sich vor allem durch Wohnbebauung von Ein- und Mehrfamilienhäusern auszeichnet. Dort liegt sie an einer der Hauptachsen, der Friedhofstraße, die sich vom Stadtteilzentrum an der Duisburger Straße bergauf zum Speldorfer Friedhof, dem größten Stadtteilfriedhof der Stadt Mülheim an der Ruhr, zieht.

Gebäude | Bauform

Innerhalb nur eines Jahres wurde die kleine Nachkriegskirche, die in das Gemeindezentrum Süd integriert ist, in dem damaligen Neubaugebiet im Bereich südlich der Saarner Straße errichtet. Über eine breite Freitreppe und seit 2003 auch über eine barrierefreie Rampe zur Friedhofstraße hin gelangt man in das Gebäudeensemble, das aus einer kleinen, einschiffigen Saalkirche, die im Südwesten mit einer halbrunden Chorapsis abschließt, und aus dem Gebäudeteil für die Gemeinderäume und dem Pfarrhaus, die L-förmig im Nordosten daran angegliedert sind, bestand. Die das Gebäude von außen prägende Chorapsis ist von neun bodentiefen und deckenhohen Fensterfeldern gegliedert, die aus kleinen rechteckigen, teilweise bunten Motivgläsern bestanden – abgebildet waren das Kirchenjahr, der Stern von Bethlehem sowie die Dornenkrone und die Waage als Symbol für das Jüngste Gericht. Eine flache Holzdecke und helle Steinfliesen prägen das schlichte Innere der Kirche aus den 1950er Jahren. Durch eine Schiebetür ließ sich die Kirche mit dem Gemeindesaal verbinden, der sich nordwestlich als eine Art Seitenschiff an den Kirchsaal anschließt. Von außen dominierte die rote Backsteinfassade, die nur durch die weißen Fensterrahmen durchbrochen wurde. Das flache Satteldach wird auf Höhe des ehemaligen Chorbereichs von einer weißen Laterne überragt, die eine kleine Glocke enthält und von einem Lateinischen Kreuzbekrönt wurde.

Entwicklungsprozess | Nutzungskonzept | Neunutzung

Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und damit einhergehend ebenfalls sinkender Kirchensteuereinnahmen verkaufte die Evangelische Kirchengemeinde das Kirch- und Gemeindehaus am Brandenberg im Jahr 2016 an ein ortsansässiges Sachverständigenbüro. 2017 erfolgte der Umbau des gesamten Ensembles.

Die Kubatur und die Gestalt der Fassade des Gebäudes blieben aufgrund des guten Zustandes der Bausubstanz im Wesentlichen bewahrt, wodurch das stadtbildprägende Ensemble für den Stadtteil sichtbar erhalten geblieben ist. Hauptsächlich die neuen, grauen Dachgauben, die sich in ihren Ausmaßen mal mehr, mal weniger passend in den Ursprungsbau einfügen, haben das Erscheinungsbild verändert. Im Inneren wurde bewusst eine völlig neue Gestaltung und Strukturierung umgesetzt. Dafür wurden der Altar und die Kanzel, die erst 2007 in den Mülheimer Fliedner-Werkstätten angefertigt worden sind, sowie alle weiteren Ausstattungsstücke, wie unter anderem das Taufbecken, entfernt und teilweise in einem anderen Gotteshaus untergebracht. Auch das Dachkreuz der Kirche wurde abgenommen, wie es die Ordnung der Landeskirche nach einer Entwidmung vorsieht.

Um viel Licht und Transparenz in die ehemalige Kirche, die nun Platz für Büroräume und einen Konferenzraum bietet, zu bringen, wurde viel Glas verbaut. Vor allem der Einbau von acht Dachflächenfenstern, Fenstern in den Außenwänden und der Austausch der kleinen Fenstergläser in der Apsis durch größere sorgten dafür. Das Einbringen von Glaswänden im Inneren des ehemaligen Kirchsaals schuf helle Räume, deren räumliche Trennung nun ihre dunkle Tragwerkskonstruktion sichtbar macht. Dieses offene Tragwerk spielt auch bei der Konstruktion für den erhöhten Konferenzraum eine gestalterische Rolle. Er ist in der Mitte des Saales unterhalb des geöffneten Dachstuhls gelegen und zu allen Seiten durch Glaswände begrenzt. Eine optisch passende Metalltreppe führt zu ihm hinauf. Das Freilegen alter Deckenbalken unterstützt die moderne Raumwirkung im Industriedesign.

Neben dem Kirchsaal wurden auch der Eingangsbereich sowie die ehemaligen Gemeinderäume umgebaut und angepasst. Das frühere Pfarrhaus blieb als Wohnhaus erhalten. Die dazugehörige Garage wurde aufgestockt, um weiteren Wohnraum zu schaffen.

Esther Ulli Heckmann M. A., Baukultur Nordrhein-Westfalen

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.s-f-architekten.de/2016-projekt-fs140/