Projekt

St. Elisabeth von Thüringen | Grabeskirche

Krefeld
Ort
Hülser Straße 576, 47803 Krefeld
Ursprüngliche Nutzung
Ordenskirche mit Seelsorgeauftrag im Bistum Aachen
Neue Nutzung
Grabeskirche; Kolumbarium
Gebäude
1894 als Klosterkirche erbaut | 1944 Zerstörung im Krieg | 1951 Wiederaufbau | bis 1992 Kapuzinerkirche | 2016 Teilentwidmung | 2018 Eröffnung Grabeskirche | 2021 Erweiterung Grablege im ehem. Kreuzgang, Innenarchitektur: „theelen innenarchitektour“ Wilhelm Theelen und Monika Aulbur, Mönchengladbach und Köln; Architektur: Helmuth Claßen, Mönchengladbach; Sakrale Glaskunst: Jochem Poensgen, Soest
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Das Kirchengebäude St. Elisabeth von Thüringen liegt nördlich der Krefelder Innenstadt im Stadtteil Inrath und ist aus allen Richtungen gut erreichbar. Sie ist angebunden an das Krefelder Bus- und Straßenbahnnetz. Der Stadtteil Inrath hatte durch Kapuzinerkloster und -kirche seit 1892 eine markante Mitte mit Ausstrahlung in die Stadt, die 1992 sich mit Weggang des Ordens deutlich veränderte.

Gebäude | Bauform

Wegen der örtlichen Gegebenheiten ist das Gebäude nach Südwesten ausgerichtet. Nach massiver Kriegszerstörung 1944 wurde die Kirche deutlich schlichter als ursprünglich wieder aufgebaut. Es handelt sich nun um eine einschiffige Saalkirche – Ziegelbau – mit einer hölzernen Flachinnendecke.
Nach dem Krieg bekam die Kirche eine einfache Verglasung aus bunten Scheiben, die im Zuge des Umbaus zur Grabeskirche teilweise durch neue künstlerisch anspruchsvolle Fenster – gestaltet durch Jochem Poensgen – ersetzt wurden.
Das angrenzende Klostergebäude, dass sich seit 2008 im Besitz einer Firma befand, wurde vor Fertigstellung der Umbaumaßnahmen abgerissen. Die Außenansicht der Kirche von Südosten wurde dadurch deutlich verändert. Die Werktagskapelle hinter der Apsis wurde neuen Zwecken zugeführt, vom ehemaligen angrenzenden klösterlichen Kreuzgang ist nur noch ein Viertel vorhanden und die ehemals vorhandene kleine Taufkapelle ….
Unmittelbar anliegend, befindet sich an der Nordseite der Klosterfriedhof mit Gräbern aus der Zeit der Klostergeschichte.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

Die Kirche liegt in einem Bereich, der in den Nachkriegsjahren viele Neubauten mit Mietwohnungen erhielt. In der Nähe ist eine große, produzierende Firma ansässig sowie weitere Firmen innerhalb eines angrenzenden Industriegeländes. In östlicher Richtung geht es in ein Krefelder Waldgebiet.

Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde

Die Kirche wurde von Anfang an sowohl als Kloster- als auch als Gemeindekirche genutzt. Sie war überdies für viele Krefelder – vor allem bis zum Konzil – Anlaufpunkt im Rahmen der Sakramentenspendung. Ebenfalls war sie Ausgangspunkt für die Krefelder Kevelarprozession.
Seit der Wiedereröffnung als Grabeskirche, wird ein Teil der Kirche weiterhin auf der Basis der Teilentwidmung als Gottesdienstort im trauerpastoralen Kontext genutzt.
Als alternative Beisetzungsmöglichkeit hat die Kirche inzwischen eine stadtweite Bedeutung.

Prozess | Beteiligte

Im Jahre 2014 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde im Rahmen eines Bistumsprozesses mit den beiden Nachbargemeinden Thomas Morus und St. Anna fusioniert. Im Rahmen dieses Prozesses wurde klar, dass eine der drei Kirchen nicht mehr aus Kirchensteuermitteln finanziert werden würde. Aufgrund der strategischen Lage und der Größe des Bezugsfeldes wurde klar, dass für St. Elisabeth eine neue Aufgabe gefunden werden musste.
Bereits 2015 entschieden sich die fusionierten Gremien aus Kirchenvorstand und Pfarreirat für die Umnutzung im Sinne einer Grabeskirche. Schon bestehende Grabeskirchen in Aachen, Mönchengladbach und Mülheim an der Ruhr wurden besichtigt und als Ideengeber genutzt.
Über ein vom Bistum Aachen begleitetes Auswahlverfahren mit drei Architekturbüros wurde die jetzt bauliche umgesetzte Lösung vom „büro theelen innenarchitektour“ aus Mönchengladbach ausgewählt. Substanzerhaltende bauliche Maßnahmen wurden innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Architekturbüro Helmuth Claßen aus Mönchengladbach realisiert.
Durch einen Eröffnungsvorverkauf von Grabstätten, konnten ein Großteil der Baukosten finanziert werden. Die Fertigstellung und Eröffnung erfolgte im Juli 2018.

Für das Projekt „Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen“ 2019 wurden die Innenarchitekten Wilhelm Theelen & Monika Aulbur mit dem Deutschen Innenarchitektur Preis (DIAP) ausgezeichnet.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Wesentlich im Sinne der Nutzung war der Bau von Urnengrabstätten an den Wänden des Kirchenschiffes und als freistehende, Sarkophag ähnliche, Blöcke. Des Weiteren wichtig waren unterstützende Funktionsräume, wie ein Multifunktionsraum mit Küchenzeile, ein barrierefreies WC, ein Büro für Verwaltungsarbeit, ein Besprechungsraum und eine Sakristei. Der großzügig umgebaute frühere Altarbereich ist wie alle Räume barrierefrei zugänglich, optisch vom Friedhofbereich abgetrennt und dient als Gottesdienstbereich.
Ein zusätzlicher, neu geschaffener Seiteneingang ermöglicht den direkten Zugang zum vorhandenen Klosterfriedhof.
Auf die Integration vorhandener und neuer geistlicher Bezugspunkte, die Großzügigkeit und Offenheit des Gesamtraumes sowie die Umsetzung eines hellen Farb- und Materialkonzepts wurde großen Wert gelegt. Dadurch soll zunächst ein angenehmer Trauerort geschaffen werden und darüber hinaus ein Hinweis auf die Glaubensdimension von Auferstehung und ewigem Leben. Auch wurde die kleine vorhandene Taufkapelle so ausgestattet, dass sie Gottesdienstort bei kleineren Trauerfeiern oder ein Ort der Besinnung sein kann. Der Multifunktionsraum dient unter anderem den ehrenamtlich tätigen Präsenzdienst als beheizter Aufenthaltsraum.
Die Grabeskirche St. Elisabeth ist in der Pfarrei zentraler Gottesdienstort an Karfreitag, Christi- und Maria Himmelfahrt sowie an Allerheiligen.

Besonderheiten | Erfahrungen

Substanzerhaltende Baumaßnahmen wurden vom zuständigen Bistum finanziell unterstützt. Die weitere Finanzierung musste jedoch ohne vorhandene, freie finanzielle Mittel geplant und umgesetzt werden. Insofern war das Projekt Grabeskirche im großstädtischen Raum ein Wagnis.
Nach etwas verhaltenen Anfangsjahren hat sich die Grabeskirche als würdevoller Begräbnisort etabliert und entwickelt sich immer mehr als finanziell-unabhängige Kirche.
Durch entsprechende Mitnutzung der evangelischen Kirche wird das ökumenische Bewusstsein, an der so bedeutsamen Lebensschwelle Tod, gestärkt. Die Gottesdienstgemeinde hat sich verändert und ist zu einer Personalgemeinde aus Trauernden und Ortsansässigen geworden. Anders als bei der Nutzung städtischer Friedhöfe werden Trauernde bei Grabbesuchen wiedergesehen und können, wenn gewünscht, begleitet werden.
Ein kleiner Kreis aus Ehrenamtlichen hat seit der Umbauzeit, und auch jetzt in der Nutzungszeit, wesentlich zum Gelingen des Projektes beigetragen.
Ausgesprochen gut war die Zusammenarbeit zwischen Kirchenvorstand, Architektenteam, Bistum, Seelsorgenden und Grabeskirchenverwaltung. Architektonische Lösungen und pastorale Anliegen konnten somit gut in Einklang gebracht werden.

Dipl.-Ing. Willi Theelen, Innenarchitektour, Mönchengladbach | Pfarrer Klaus Stephan Gerndt

Weitere Informationen zum Projekt:

https://grabeskirche-krefeld.de/