Projekt

Versöhnungskirche | Kirche und Gemeindezentrum mit multifunktionalem Foyer

Bornheim
Ort
Königstraße 21, 23, 53332 Bornheim
Ursprüngliche Nutzung
Kirche der Evangelischen Kirche im Rheinland
Neue Nutzung
Kirche und Gemeindezentrum mit multifunktionalem Foyer
Gebäude
1963 erbaut, Architekten: Dr. Ing. Walter Fleck und Dipl.-Ing. Helmut Möller, Köln | 2013 Umbau und Erweiterung der Kirche um ein Gemeindezentrum mit multifunktionalem Foyer, Projektsteuerung: Volker Langenbach. Architektur + Projektsteuerung (lb)²; Architekten: Kastner Pichler Architekten, Köln
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Das Grundstück liegt am Rand von Bornheim, ca 1 km vom Stadtkern.

Auf dem Grundstück befinden sich mehrere Baulichkeiten: die sogenannte Alte Kirche und das Pfarrhaus mit ehemaligem Stallgebäude, alle mit der Adresse Königsstraße 21, sowie der Umbau Versöhnungskirche, Königstraße 23. Die Königsstraße ist die Einfahrtsstraße nach Bornheim Stadt. Das Grundstück liegt auf einer Anhöhe direkt an der Königsstraße. Die Alte Kirche und das Pfarrhaus wurden mit Bescheid vom 21.10.1986 durch die Stadt Bornheim unter der Bezeichnung „Ev. Kirche mit Pfarrhaus“ rechtsverbindlich gemäß § 3 DSchG NW in die Denkmalliste des Landes NW eingetragen. Zum Umfang des Baudenkmals zählt auch der umgebende schmiedeeiserne Zaun auf abgeböschter Mauer. Dadurch unterliegen sämtliche bauliche Maßnahmen an den Baudenkmälern selbst sowie in ihrer engeren Umgebung der Erlaubnispflicht gemäß § 9 DSchG NW.

Gebäude | Bauform

Die Versöhnungskirche ist nach einem Architektenwettbewerb nach den Plänen des Architekturbüros Dr. Ing. Walter Fleck und Dipl.-Ing. Helmut Möller aus Köln 1963 errichtet worden.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

Die Alte Kirche wurde für die Gemeinde zu klein, so dass man beschloss die Versöhnungskirche zu errichten, um alle Gemeindeglieder aufnehmen zu können. Die Alte Kirche wurde zur „Hochzeitskirche“ für besondere Änlässe im kleinen Kreis.

Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde

Die Versöhnungskirche war bis zu ihrem Umbau Gemeindekirche.

Prozess | Beteiligte

Nach einer ausführlichen Gebäudestrukturanalyse hat das Presbyterium die Aufgabe des Gemeindezentrums Königstraße 24 beschlossen. Dementsprechend sollte der Standort der Versöhnungskirche gestärkt und mit Funktionen des aufzugebenden Gemeindezentrums ergänzt werden. Zur Findung des besten Konzeptes wurde ein Architektenwettbewerb durchgeführt, den Kastner Pichler Architekten aus Köln für sich entschied.

Nutzungskonzept | Neunutzung

ZUKUNFTSFÄHIGKEIT DURCH  FLEXIBILITÄT

Die aktuellen und zukünftigen Anforderungen, die an die Gemeindearbeit in einer Zeit der Neuorientierung gestellt werden, sind vielfältig und erfordern wandelbare und flexibel nutzbare, formbare Raumgefüge. Gleichermaßen sollen sie identitätsstiftend sein und die Gemeindemitglieder in moderner, zukunftsorientierter Gestalt in einladender Weise empfangen und  aufnehmen.

Durch die vorgeschlagene räumliche Neuinterpretation mit effizientester Ausnutzung des Bestandes soll die Versöhnungskirche die offene, einladende Anmutung und die entsprechende Nutzungsflexibilität erhalten, die erforderlich ist, um der neuen kirchlichen Arbeit für die Gemeinde – und mit der Gemeinde – nicht nur gerecht zu werden, sondern darüber hinaus auf mögliche Strömungen der Zukunft in einfacher Weise reagieren zu können.

ORGANISATION

Die Funktionen des Raumprogramms, die im Flächenangebot des Bestandes nicht umgesetzt werden können, werden dem Bestandsbau seitlich angelagert und baukörperlich in die neue Gestalt des Gemeindezentrums integriert, so dass das Gebäude seinen ursprünglichen Charakter als Solitär in leicht modifizierter Weise behält und gemeinsam mit der Alten Kirche als Ensemble wirkt.

Im Spannungsfeld dieser beiden Pole – zwischen Tradition und Modernität – befindet sich, erhaben oberhalb des Straßenniveaus, ein neu gestalteter Gemeindeplatz, der beide Kirchen verbindet und gleichzeitig die erhaltenswerte Eiche schützt.

Das Rückrat des neuorganisierten Hauses bildet der Kirchenraum samt Foyer, welches sich über seine gesamte Länge zur Stadt und zum Gemeindeplatz hin öffnet und eine vielfältige Rolle im Gemeindealltag spielt. Zum einen werden von diesem Foyer aus alle Räume erschlossen, zum anderen dient das Foyer selbst als Aufenthaltsort bei Gemeindefesten, bei der Kleiderausgabe oder, mit einigen Tischen möbliert, für den Austausch nach dem Gottesdienst bei einer Tasse Kaffee.

Trotz der zentralen Lage des Kirchenraumes ist durch die Anordnung der Räume und des Foyers mehrere Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden zu lassen, ohne größere gegenseitige Störung.

Die verschiedenen Anforderungen an Lager- und Stauräume werden zum Teil durch Einbauschränke übernommen, die gleichzeitig durch die „öffentlichen“ Räume führen sollen als auch eine raumtrennende Funktion innehaben, die zudem sehr kurze Wege zu den Lagermöglichkeiten bietet, da sie sich nicht in entfernten Räumlichkeiten befinden.

KIRCHENRAUM

Der Kirchraum, wie er für den regelmäßigen Gottesdienst dienen soll, greift die Idee eines „Marktplatzes“ auf und liegt zentral im Gebäude als Dreh- und Angelpunkt. Durch die neue Deckengestaltung, in Verbindung mit dem Blick in den Kirchgarten, bildet dieser Ort das gedankliche Herz des Gemeindezentrums.

Zu besonderen Anlässen wird der Kirchenraum zum benachbarten Gemeindesaal hin erweitert, so dass ein zusammenhängender Raum für große Gottesdienste, Konzerte oder Gemeindefeste entsteht.

FREIRAUM

Um das neue Gemeindezentrum als öffentliches Haus im Bewusstsein der Bürger präsent zu machen, soll der Besucher durch eine große Treppe empfangen, die ihn auf den erhöht liegenden Gemeindeplatz führt. Dieser Platz bildet, mit der alten Eiche als wesentliches Merkmal, das Zentrum der Gemeindearbeit.

Der Kirchgarten kann unmittelbar von den Räumen des Gemeindezentrums aus betreten werden und lädt, als naturnah gestalteter Ort, zum Verweilen ein. Durch seine Abgeschlossenheit und Überschaubarkeit bietet er einen idealen, geschützten Bereich z.B. als Spielbereich für Kinder, im Rahmen von Gemeindefesten.

Um die geforderte Anzahl an PKW-Stellplätzen zu erreichen, ohne die Freiraumqualitäten des Gemeindeplatz und des Kirchgartens zu gefährden, sind die Stellplätze im östlichen Bereich des Grundstücks konzentriert.

MATERIALITÄT

Das neu organisierte Bestandsgebäude mit seiner baulichen Ergänzung im Westen ist von einer homogenen Hülle umschlossen, die die verschiedenen Nutzungen des Gemeindezentrums in einem Gewand zusammenfasst. Mit dieser Hülle behauptet es seine Eigenständigkeit und versteht sich als Pendant zur Alten Kirche ohne dieser ihren Rang streitig zu machen.

Im Innenraum wird der bestehende Oberflächenmix aus Ziegeln, Betonfertigteilen und matter Fiberglasfassade ersetzt durch homogene durchgängige Wand- und Deckenflächen und hochwertigen Einbauten in Holz, um Bestände wie die Orgel in den Neubau besser zu intergrieren.

LICHTKONZEPT

Wenn der Kirchenraum und der Gemeindesaal zu einem großen Saal geöffnet werden, dann soll dieser Saal seinen individuellen, konzentrierten und festlichen Charakter entfalten.

Um dieses Ziel zu erreichen, spielen die Wirkung und die Gestaltungsmöglichkeiten von Tages- und Kunstlicht eine besondere Rolle und werden deshalb ebenso sorgfältig geplant. Auf diese Art und Weise werden unterschiedliche Nutzungen wie Gottesdienstveranstaltungen oder Gruppenabende angemessen mit Licht gestaltet und/oder funktional bespielt.

Die Blick- und Sichtbezüge, die durch Fensterausblicke, Achse Treppenaufgang, große alte Eiche, Fassade der historischen Kirche und vieles mehr in der Architektur und Freiraumgestaltung verankert sind, werden in die Lichtplanung mit einbezogen.

So blickt der Besucher zum Beispiel aus dem Kirchraum auf den Platz mit der alten Eiche und die Eiche wird mit Licht leicht akzentuiert. Die transparente Glasfassade im vorgelagerten Foyer wirkt mit ihrer Beleuchtung in den Außenraum fließend hinein. Links vom großen Treppenaufgang bekommt die Fassade der alten Kirche ein Auflicht.

Diese Vorgehensweise bei der Lichtplanung gestaltet also auch ein durchgehendes Lichtkonzept für das Ensemble als Ganzes.

Besonderheiten | Erfahrungen

k. A.

 

Kastner Pichler Architekten, Köln

Weitere Informationen zum Projekt:

http://kastnerpichler.de/portfolio/versoehnungskirche-bornheim/