Projekt

Klosterkirche Klarissenkloster | Begegnung & Veranstaltung

Köln
Ort
51103 Köln, Kapellenstraße
Ursprüngliche Nutzung
Klosterkirche des katholischen Klarissenordens
Neue Nutzung
Begegnungsort für Veranstaltungen, Büronutzung, sozialer Wohnraum
Gebäude
1918 Bezug des Klosterkomplexes | 1925 Fertigstellung der Klosterkirche im Stil des Neobarock | 1939-1945 starke Beschädigung des Klosters samt Klosterkirche durch Bombenangriffe | 2013 Schließung des Klosters | 2015 Architektenwettbewerb zur Umnutzung des Klosterareals als Begegnungsort | 2018 Fertigstellung der Um- und Anbauarbeiten
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Das Klarissenkloster samt neobarocker Klosterkirche befindet sich im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Kalk. Der Stadtteil ist geprägt durch eine starke Zweiteilung zwischen Wohnbebauung im nördlichen und industrieller Nutzung im südlichen Teil. Das Klarissenkloster markiert städtebaulich den Übergang zwischen diesen beiden Bereichen. Es liegt direkt an der Kapellenstraße, einer zentralen Verbindungsachse zum benachbarten Stadtteil Vingst. Durch den neuen Vorplatz öffnet sich das ehemalige Kloster in den Stadtraum und wird zu einem aktiven Teil des lokalen Stadtquartiers.

Gebäude | Bauform

Die Klosterkirche wurde im neobarocken Stil ohne Kirchturm konzipiert. Die relativ kleine Kirche verfügt über einen hallenartigen Innenraum, der Hauptzugang erfolgte vor der Umgestaltung über das Portal im Westenzur Hauptstraße hin. Im Zuge der Ergänzung des Klosterareals mit Neubauten zur Schaffung von Wohnraum wurde der Zugang an die Nordseite verlegt, an der sich heute ein zentraler öffentlicher Vorplatz befindet.

An der Südseite grenzt das Kirchengebäude direkt an das Pfortenhaus sowie das Quadrum des Klosters. Hier gibt es jeweils einen direkten Zugang zu den ehemaligen Schlaf- bzw. Arbeitsbereichen, die heute als Veranstaltungs- und Seminarräume genutzt werden.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

Der Klosterkomplex wurde 1918 bezogen, 1925 waren die Bauarbeiten der Klosterkirche abgeschlossen. Der Bau wurde dabei teilweise durch internationale Spenden anderer Klöster finanziert. Neben der Kirche gehören das Quadrum mit Innenhof und ein Pfortengebäude zum Ensemble, die beide direkt an die Kirche angebaut sind. Auch ein Klostergarten, heute ein öffentlicher Park, und ein Friedhof gehören zum Orden.

Das Kloster war seit der Eröffnung fast ein Jahrhundert lang Heimat für die Kölner Schwestern des katholischen Klarissenordens. Es diente ihnen als Unterkunft, als Ort zum Beten und Arbeiten sowie um Almosen zu sammeln und Essensausgaben an Bedürftige zu organisieren. Zudem fungierte das Kloster als Pilgerkirche.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster samt Kirche sowie der gesamte Stadtteil von mehreren Bombenangriffen getroffen. Die Gebäude wurden teils stark beschädigt, konnten in der Nachkriegszeit aber wieder errichtet werden. Die Ordensschwestern wurden in dieser Zeit kurzzeitig auf andere Klöster verteilt.

2013 musste das Kloster aufgrund von Nachwuchsmangel geschlossen werden. Es waren nur noch wenige Ordensschwestern im Klarissenkloster untergebracht, viele von ihnen in einem sehr hohen Alter, sodass der Erhalt des großen Gebäudekomplexes nicht mehr finanziert werden konnte.

Prozess | Beteiligte

Nach der Schließung des Klosters beschloss das Bistum Köln, den gesamten Komplex als Begegnungsort umzunutzen. Dazu wurde 2015 ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den das Kölner Büro LK Architekten gewann. 2018 wurden die Neubauten sowie die Sanierungsarbeiten an den historischen Klostergebäuden schließlich abgeschlossen.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Das Kloster war für viele Menschen in Köln-Kalk ein wichtiger Ort der Ruhe und Besinnung. Dieser Ort ist dem Viertel auch nach der Umgestaltung weiter erhalten geblieben. Heute dient der gesamte Komplex als soziale und kulturelle Begegnungsstätte. Die Bestandsgebäude wurden erhalten und um zwei Neubauten erweitert. Der so neu entstandene Hof fügt sich als offener Treffpunkt in den Stadtteil ein.

Im Quadrum, dem Pfortengebäude und in den Neubauten sind verschiedene soziale Wohnprojekte realisiert worden. Neben Wohnungen für Flüchtlinge sind dort auch Wohngruppen für Jugendliche der Stiftung „Die Gute Hand“ angesiedelt. Auch Kölner Bürger finden hier Wohnraum. Dieses Nebeneinander ist der zentrale Grundgedanke der neu geschaffenen Wohnungen.

Die Klosterkirche ist nun das kulturelle Zentrum des ehemaligen Klosters und dient als Ort der Begegnung und Bildung. Sie wurde nicht profaniert und ist heute flexibel nutzbar. Der Altarbereich wurde erhalten, sodass auch weiterhin Gottesdienste gefeiert werden können und die Kirche liturgisch genutzt werden kann. Durch flexible Einbauten können dort auch Konzerte, Ausstellungen, Seminare und ähnliche Veranstaltungen stattfinden. Im ehemaligen Eingangsbereich sind zudem zwei Büros der Caritas unterbracht worden.

Bei der Umgestaltung war Flexibilität eines der wichtigsten Prinzipien, weshalb auf größere statische Einbauten komplett verzichtet wurde. Der hintere Altarbereich ist komplett erhalten geblieben und wurde durch eine mobile Sitzbank ergänzt. Sie hält den liturgischen Bereich zusammen und grenzt ihn zum großen Kirchenraum ab. Bei Bedarf kann sie weiter in den Innenraum geschoben oder ganz aus der Kirche gesetzt werden.

Im Hauptschiff ist ein großer, ovaler Lichtkörper tief von der Decke abgehängt. Rundherum ist ein Akustikvorhang angebracht, der verschiedenste Nutzungen ermöglicht. Von der intimen Besprechung, über eine halboffene Diskussionsveranstaltung bis hin zur vollständigen Öffnung des Kirchenschiffes für große Kulturveranstaltungen kann alles schnell und flexibel angepasst werden. Durch den Lichtkörper wird eine Zonierungsmöglichkeit geschaffen, bei der gleichzeitig der Raumeindruck des Kirchenschiffes erhalten bleibt.

Der Eingang wurde vom ursprünglichen Portal an der Straße an die Seite der Kirche verlegt. So ist nun der Eintritt vom neuen, öffentlich gestalteten Platz aus möglich. Im ehemaligen Eingangs- und Emporenbereich des Portals sind Büros entstanden. Dafür wurde der Eingangsbereich durch rahmenlose Glasflächen und ein geschosshohes Möbel mit akustischen wirksamen Flächen abgetrennt. Die historische Wendeltreppe dient nun zum Erreichen des Büros auf der ehemaligen Empore.

Wie bei den Einbauten wurde auch mit der Materialität und vor allem mit der Farbigkeit zurückhaltend umgegangen. Wände, Decke und Einbauten sind komplett in weiß gehalten. Wie eine Art Schleier legt sich die Farbigkeit über den Raum. Die ursprüngliche Architektur bleibt sichtbar und wirkt hochwertig, hell, einladend. Durch die neutrale Farbgebung bekommt der Raum eine angenehme Ruhe, die Formen der Bögen, Säulen und des Deckengewölbes treten in den Vordergrund.

Besonderheiten | Erfahrungen

Bei der Umnutzung des ehemaligen Klarissenklosters samt Klosterkirche ist es gelungen, einen neuen gemeinschaftlichen Raum in der Tradition des Ortes zu erschaffen. Durch eine erfolgreiche Verbindung von neuer Wohnbebauung mit dem historischen Kloster als Kultur- und Begegnungsort ist ein lebendiger Teil des Stadtteils entstanden.

Felix Hemmers

Quellenangaben:

Dr. Ostermann, Anne: Geschichte des Klarissenklosters St. Klara in Köln-Kalk (1918–2013), Köln 2022

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.caritas-koeln.de/ueber-uns/raeume-mieten/klarissenkloster/