- Ort
- Köln-Aachener-Straße 174, 50189 Elsdorf
- Ursprüngliche Nutzung
- Kirche der Evangelischen Kirche im Rheinland
- Neue Nutzung
- Angepasste Evangelische Kirche und Veranstaltungsraum
- Gebäude
- 1954 erbaut, Architekt: k. A. | 2012-2013 Neugestaltung, Erweiterung und Umbau, Architekturbüro: Lepel & Lepel, Köln | 2015 Architekturpreis der Evangelischen Kirche im Rheinland in der Kategorie Kirchenraum
- Denkmalschutz
- Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.
Ortslage I Städtebauliche Situation
Elsdorf ist eine Kleinstadt mit circa 22.000 Einwohner*innen und liegt zentral im rheinischen Braunkohlerevier. Südwestlich grenzt die Stadt an den Hambacher Tagebau, durch den bereits drei ehemalige Ortsteile umgesiedelt werden mussten. Die evangelische Lutherkirche Elsdorf liegt direkt an einer Hauptverkehrsachse der Stadt, der Köln-Aachener-Straße, die ehemals Teil des historisch-römischen Straßennetzes war.
Obwohl die Straße am südlichen Rand des Stadtgebietes liegt, befinden sich dort viele Restaurants und Geschäfte des täglichen Bedarfs. Durch die zentrale Lage an dieser Straße – direkt an einer wichtigen Kreuzung – ist die Lutherkirche im Stadtbild sehr präsent.
Gebäude I Bauform
Bei der Lutherkirche handelt es sich um einen kleinen, auffällig schlicht gehaltenen Sakralbau aus den 1950er Jahren. Die Saalkirche verfügt über ein traditionelles, für die Rhein-Erft-Region typisches Satteldach mit dunkler Ziegeleindeckung. Bei der Fassade handelt es sich um eine Putzfassade in einem gebrochenen Weiß mit rotem Ziegelsockel. Zur Straße zieht sich das Dach bis über den Gehweg hinweg und bildet so einen offenen Arkadengang aus, durch den der Haupteingang erreichbar ist.
Über einen kleineren Vorraum können Besucher*innen den hallenartigen Kirchenraum betreten. Markant für den Innenraum sind die länglichen Kirchenfenster, die sich symmetrisch und rhythmisierend zu beiden Seiten des Raumes an der Fassade verteilen. Durch deren klares, unverziertes Glas fällt viel Tageslicht in den Gottesdienstraum.
Im Osten des Hauptraumes befindet sich der Altarbereich, der auch im Außenraum über einen kleinen, etwa zwei Meter aus der Dachfläche herausragenden Kirchturm mit aufgesetztem Kreuz ablesbar ist.
Historische Bedeutung I Soziales Umfeld
k.A.
Kirchliche Nutzung I Einbindung in die Bürgergemeinde
Durch die Anbindung an den Zugverkehr in der Nachkriegszeit erfuhr die Stadt ein unverhofftes Bevölkerungswachstum. Zuerst dienten Gaststätten zu dieser Zeit als Notbehelfe für Gottesdienste, in den 1950er Jahren wurde dann schließlich die Lutherkirche für die evangelische Gemeinde geplant und errichtet. Die Kirche entwickelte sich in den Folgejahren zum gemeinschaftlichen Zentrum der lokalen evangelischen Gemeinde und dient auch heute nach dem Umbau noch als Gemeindetreffpunkt und Ort des weltlichen Zusammenkommens.
Prozess I Beteiligte
In den 2010er Jahren musste das mittlerweile augenfällig stark gealterte Gebäude saniert werden. Im Zuge dieses Sanierungszwanges begannen in der Gemeinde, aber auch in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche im Rheinland, Überlegungen zur zukünftigen Nutzung des Kirchengebäudes. Neben der reinen Gottesdienstfunktion sollte die Lutherkirche auch als gesellschaftliches Zentrum für verschiedene soziale und kulturelle Veranstaltungen dienen. Im Jahr 2011 wurde das Kölner Planungsbüro Lepel + Lepel für Sanierung und Umbau der Kirche samt neuer Prinzipalstücke beauftragt. Die bauliche Umsetzung wurde schließlich im Juni 2013 fertiggestellt.
Nutzungskonzept I Neunutzung
Die neue Nutzung der Lutherkirche sieht neben der liturgischen Nutzung für Gemeindegottesdienste eine multifunktionale Nutzung für kulturelle und soziale Veranstaltungen vor. Der an den Hauptraum angrenzende Mehrzweckraum wurde dafür im Zuge der Neugestaltung an den Hauptraum angegliedert und ist nun Teil des Gesamtkonzeptes. Dadurch sind größere und kleinere Veranstaltungen verschiedenster Art flexibel umsetzbar.
Zudem wurde der Altarbereich erweitert und mithilfe der Aufnahme des Bogenmotivs aus der Bestandarchitektur in den Gesamtraum integriert. In Kombination mit den weiß getünchten Decken und Wänden entstand ein heller, harmonischer Raum, der sich zurücknimmt und Platz für verschiedene Nutzungen lässt. Die Erneuerung der Verglasung in Kombination mit den umgebenden Bäumen erzeugt ein spannendes Spiel von Licht und Schatten und unterstützt durch den großzügigen Lichteinfall die helle, harmonische Wirkung des Gesamtraumes.
Auch die Prinzipalstücke (die Kanzel, das Taufbecken und der Altar) wurden in Hinblick auf das harmonisierende Gesamtkonzept erneuert. Das historische Material Basalt wurde aufgegriffen und mit Holz zusammengeführt. In Kombination mit den ebenfalls hölzernen Sitzbänken und dem steinernen Boden entstand ein ausgewogener Gesamtraum.
Besonderheiten I Erfahrungen
Bei dem Umbau der Lutherkirche in Elsdorf ist eine besondere Symbiose von liturgischer und kultureller Nutzung gelungen. Der Fokus liegt auf der Schaffung eines möglichst praktischen und flexibel nutzbaren Raumes, der gleichzeitig eine einladende Gestaltung bietet.
Gerade im eher ländlichen Umfeld bietet diese Nutzungsflexibilität die Möglichkeit eines neuen Treffpunktes für die Gemeinde, die über das Sakrale hinausgeht und den Ort lebendig erhält. Die Bestandsstrukturen des Gebäudes wurden dabei als Chance gesehen und für eine moderne Nutzung angepasst.
Felix Hemmers
Weitere Informationen zum Projekt:
https://www.ekir.de/bauberatung/lutherkirche-elsdorf-596.php