Projekt

St. Albertus-Magnus | Hotel

Dortmund
Ort
44145 Dortmund, Enscheder Straße 15
Ursprüngliche Nutzung
Katholische Kirche des Erzbistums Paderborn
Neue Nutzung
Hotel in Planung
Gebäude
1933-1934 erbaut, Architekten: Paul Spiegel und Adolf Ott | 2007 außer Dienst gestellt und profaniert | 2014 kurzfristige Besetzung des Gebäudes durch eine autonome Gruppierung | 2018 Verkauf an die HD Hotelimmobilien GmbH, Düsseldorf | 2022 Eröffnung des Hotelbetriebes
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die ehemalige katholische Gemeindekirche St. Albertus-Magnus liegt im östlichen Teil der Dortmunder Nordstadt, nahe dem Borsigplatz. Dieser ist ein als Rundplatz konzipierter Hauptverkehrspunkt, von dem sechs Hauptstraßen abgehen. Bekanntheit erlangte er vor allem durch die Meisterschaftsfeiern des Dortmunder Fußballvereins BVB 09, der in der direkten Umgebung gegründet wurde.

Die Dortmunder Nordstadt ist ein strukturschwaches Gebiet mit hoher Arbeitslosigkeit und einem hohen Migrationsanteil in der Bevölkerung. Entsprechend divers ist auch das Stadtbild im östlichen Teil des Stadtviertels. Bei diesem Bereich handelt es sich um eine gründerzeitliche Stadterweiterung, die im Zuge der dortigen Ansiedlung verschiedener Industriebetriebe Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist.

Die St. Albertus-Magnus Kirche befindet sich dort in einer verkehrsberuhigten Seitenstraße, die von viergeschossiger Wohnbebauung geprägt ist. Als klassische Blockrandbebauung tritt die Häuserkante bis an den Bürgersteig heran, die Häuser bilden eine geschlossene Zeile, in deren Mitte sich jeweils ein vierseitig umschlossener Hof befindet.

Auf den ersten Blick fügt sich St. Albertus-Magnus nahtlos in die Häuserzeile ein, schließt direkt an die Nebengebäude an und übernimmt deren Traufhöhe. Auch weil es keinen Kirchturm gibt, fällt das Gebäude nicht als Kirche im Stadtraum auf. Im Bereich des Eingangsportals springt die Fassade jedoch deutlich zurück. Durch eine Treppenanlage liegt der Kircheneingang zudem deutlich über dem Straßenniveau und wird durch ein großes Rundfenster betont.

Gebäude | Bauform

Bei der Kirche St. Albertus-Magnus handelt es sich um ein wichtiges Zeugnis aus der Epoche der Vorkriegsmoderne. Sie wurde von 1933 bis 1934 nach Plänen der Architekten Paul Spiegel und Adolf Ott errichtet. Für die Moderne typisch dominiert außen sowie innen eine schlichte Formsprache das Erscheinungsbild, auf geschwungene Formen und Verzierungen wurde konsequent verzichtet. Der Stahlbetonbau wurde außen mit dunkelroten Ziegeln verblendet, die je nach Lichteinfall bräunlich schimmern. Prägend für die Außenwirkung sind zudem das bereits erwähnte Rundrosettenfenster sowie das zurückversetzte Haupteingangsportal.

Der Innenraum der Kirche zieht sich als kubischer Baukörper in den Innenhof des Häuserblocks hinein. Der Raum präsentiert sich als schlichter, hallenartiger Raum, der durch hohe Fenster sehr hell wirkt. Durch leicht abgesenkte Decken in den Seitenbereichen werden Mittel- und Seitenschiffe angedeutet. Der Chorbereich im Nordosten ist als kubischer Raum in Verlängerung des Mittelschiffes konzipiert. Unter dem Gottesdienstraum befindet sich ein Souterrain, in dem verschiedene Gemeinderäume sowie die Sakristei untergebracht sind.

Prozess | Beteiligte

Die katholische Pfarrei Heilige Drei Könige hat das Kirchengebäude bereits ab 1989 nicht mehr für eigene Gottesdienste genutzt und der kroatischen Mission überlassen, die das Gebäude lange Zeit betrieb. Während dieser Zeit wurde die Kirche 1993 in die Denkmalliste der Stadt Dortmund aufgenommen. Als die kroatische Mission die Räume von St. Albertus-Magnus nicht mehr benötigte, wurde die Kirche schließlich 2007 profaniert.

Die Kirche sollte daraufhin verkauft werden. Im Zuge dieses Prozesses stellte sich allerdings heraus, dass ein umfangreicher Sanierungsbedarf bestand und es Probleme mit der Statik des Gebäudes gab, weshalb verschiedene angedachte Nutzungen nicht realisiert werden konnten.

Aufmerksamkeit erlangte St. Albertus-Magnus dann im Jahr 2014, als eine autonome Gruppierung das leerstehende Gebäude besetzte. Die Gruppe wollte ein soziales Zentrum in den Räumen eröffnen und ist dazu auch in Gespräche mit dem Pfarrer der Gemeinde getreten, der der Idee offen gegenüberstand und die Kirche nicht räumen lassen wollte. Schließlich wurde die Besetzung aber doch durch die Polizei beendet und auch die spannende Idee eines sozialen Stadtteilzentrums wurde verworfen.

Aufgrund der Baumängel strengte die Gemeinde im weiteren Verlauf ein Verfahren zur Aufhebung des Denkmalstatus an, um das Bauwerk abreißen zu können. Dafür verlangte die obere Denkmalbehörde in Münster jedoch einen Maklernachweis. Der in der Folge beauftragte Makler konnte dann aber verschiedene Kaufinteressierte auf St. Albertus-Magnus aufmerksam machen. Im Jahr 2018 wurde schließlich der Verkauf von Kirche und Grundstück an eine Düsseldorfer Immobiliengesellschaft beschlossen, die 2022 nach umfangreichen Bau- und Sanierungsarbeiten im Inneren des Kirchengebäudes ein Hotel eröffnete.

Die Stadt Dortmund unterstützte die Nutzung des Gebäudes als Hotel, da der städtische Bedarf an Hotelbetten immer weiter ansteigt und neue Hospitalisierungskonzepte dringend benötigt werden.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Seit der Eröffnung im Frühjahr 2022 wird St. Albertus-Magnus als klassisches Hotel, vor allem für Touristen und Geschäftsreisende betrieben. Der gesamte Innenraum des Gebäudes wurde umgebaut, sodass keine Spuren des ehemaligen Kirchraumes mehr zu erkennen sind. In den ehemaligen Gottesdienstraum wurden drei Ebenen eingesetzt, auf denen sich die Zimmer befinden, auch der komplette Eingangsbereich wurde umgestaltet.

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.nordstadtblogger.de/serie-sehenswertes-in-der-nordstadt-kirche-sankt-albertus-magnus-ueberzeugende-architektur-aus-schwerer-zeit/