Projekt

St. Bartholomäus | Grabeskirche

Köln
Ort
Helmholtzplatz 13, 50825 Köln
Ursprüngliche Nutzung
Kirche des Erzbistums Köln
Neue Nutzung
Grabeskirche, Kolumbarium
Gebäude
1959 erbaut, Architekt: Hans Schwippert (1899–1973) | 2011-2013 Umbau, Architekten: Kissler-Effgen, Wiesbaden, Lichtplanung: Arens + Faulhaber
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

An der Ecke des Helmholtz-Platzes in Köln-Ehrenfeld gelegen steht seit den 1950er Jahren die katholische St. Bartholomäus Kirche. Städtisch liegt der Helmholtz-Platz etwas abgelegen in einem Wohngebiet in einer Seitenstraße der äußeren Kanalstraße sowie der belebten Venloer Straße. St. Bartholomäus bildet dort mit seinem freistehenden Kirchturm einen zentralen Platz vor dem großflächigem Spielareal auf dem Helmholtzplatz aus.

Gebäude | Bauform

Die denkmalgeschützte Nachkriegskirche präsentiert sich als schlichter, rechteckiger Backsteinbau mit freistehendem Kirchenturm. Architekt ist Prof. Hans Schwippert, ein Vertreter des funktionalistischen Baustils. Durch ihre Schlichtheit entbehrt das Ensemble jeglicher Anzeichenfunktion, lediglich der Kirchturm und die seitlichen Kirchenfenster lassen vom Außenraum eine sakrale Nutzung erkennen.

Der Grundriss des Gebäudes ist rechteckig, annähernd quadratisch. Im Inneren ergibt sich ein hallenartiger Gottesdienstraum mit zwei seitlichen flankierenden Emporen.

Inneren bleibt der rohe Beton der Tragkonstruktion an Wänden und Decke sichtbar.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

Die Errichtung von St. Bartholomäus erfolgte in den 50er Jahren der Nachkriegszeit. Durch die vielen im zweiten Weltkrieg zerstörten Kirchen in Köln wurden in kurzem Zeitraum viele neue Kirchen für die Bewohner der Stadt gebraucht. Die erste Messe wurde 1959 gefeiert, der freistehende Kirchturm wurde erst drei Jahre später errichtet. Der Bau erfolgte mit viel handwerklicher Unterstützung der Ehrenfelder Gemeinde, weshalb die lokale Identifikation mit dem Sakralbau groß war und auch immer noch ist.

1995 wurde das Gebäude in die Denkmalliste der Stadt Köln aufgenommen.

Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde

k. A.

Prozess | Beteiligte

k. A.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Durch fehlende finanzielle Mittel sowie eine schwindende Gottesdienstbeteiligung ab Anfang des neuen Jahrtausends konnte das Sakralgebäude für seine ursprüngliche Nutzung nicht gehalten werden. Da St. Bartholomäus durch die Zeitnot in der Nachkriegszeit gar nicht offiziell eingeweiht wurde, war keine Profanierung für die Umnutzung nötig. 2006 wurde die Umnutzung als Grabeskirche von Gemeinde und Kirchenvorstand beschlossen. Bis zur Durchführung des Architektenwettbewerbes 2011 vergingen weitere fünf Jahre, in den unter anderem Dach und Fassade des Gebäudes saniert wurden. 2013 wurde schließlich mit den Umbaumaßnahmen nach Entwurf des Wiesbadener Architekturbüros Kissler + Effgen begonnen und bereits 2014 wurde die erste Beisetzung durchgeführt.

Für die Nutzung als Urnengrabstätte wurde der Innenraum von St. Bartholomäus umstrukturiert. Die Bereiche unter den beiden Emporen wurden durch eine massive Mauer vom ehemaligen Gottesdienstraum getrennt. Auf der rechten Seite befinden sich dort nun ein Empfangsraum und das Verwaltungsbüro. Unter der linken Empore befinden sich das ehemalige Taufbecken sowie ein kleiner Altarraum. im ehemaligen Gottesdienstraum befindet sich nun der neu gestaltete Bereich des Kolumbariums. Zentral hängt ein Lichtvorhang von der Decke hinab und zoniert den Raum. Es entsteht ein Ort der Gemeinschaft im Zentrum, sowie ein umgebender Rückzugsbereich für die Urnengrabstätten.

Der Vorhang als zentrales Raumelement besteht aus einem transparenten Kettengewebe, welches von oben herab beleuchtet wird. Durch die variable Festlegung der Beleuchtungsstärke kann der Vorhang je nach Nutzungssituation eher offen oder eher abgrenzend wirken. Innerhalb des Vorhangs befinden sich Sitzbänke, ein Flügel und die Prinzipalstücke. Hier werden Trauerfeiern sowie einmal im Monat ein Gottesdienst abgehalten.

Um den Lichtvorhang herum an den Seitenwänden des ehemaligen Gottesdienstraumes sind die Urnen in stählernen Steelen untergebracht, welche sich in mehrere U-förmige Nischen gliedern. Sie bilden Rückzugsorte aus, in jeder Nische befindet sich ein Platz zum Niederlassen, Trauern und Gedenken. Wenn ein Fach eine Urne beherbergt, wird vorne eine bronzene Namensplatte befestigt, welche auch Platz für die Ablage von Blumen bietet. Insgesamt wird die Atmosphäre des Kolumbariums von den puren Materialien und deren Zusammenspiel mit dem Licht bestimmt.

Besonderheiten | Erfahrungen

Die Grabeskirche St. Bartholomäus in Köln reiht sich ein in die vielen, sehr atmosphärischen Kirchenumnutzungen zu Urnengrabstätten. Das Kolumbarium bleibt offener Ort für die Gemeinde und erhält den freien Zutritt zur Kirche. Gleichzeitig entsteht ein Ort für Angehörige zum Erinnern und Trauern. Durch das einzigartige Raumkonzept des ‚Lichtvorhangs‘ verdeutlicht St. Bartholomäus zudem gut, wie eine Nutzungsflexibilität integriert werden kann. Die Kirche kann bei Bedarf neben der Grabesfunktion weiterhin für kleinere Gottesdienste oder Musik- und Kulturveranstaltungen genutzt werden.

 

Felix Hemmers, studiohemmers

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.grabeskirche-koeln.de