Projekt

St. Cäcilien | Museumskirche

Köln
Ort
50676 Köln, Cäcilienkloster 29
Ursprüngliche Nutzung
Kirche des Damenstiftes St. Cäcilien
Neue Nutzung
Museumskirche
Gebäude
8. Jahrhundert romanische Vorgängerkirche | 12. Jahrhundert Errichtung der heutigen Kirche St. Cäcilien im Stil der Romanik | 15. Jahrhundert Errichtung eines gotischen Sakristeianbaus am nördlichen Seitenschiff | 1942-1945 Starke Beschädigungen durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg | 1956 Eröffnung des Museum Schnütgen nach dem Wiederaufbau, Architekt: Karl Band
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die katholische Kirche St. Cäcilien befindet sich südlich der Kölner Innenstadt auf etwa halber Strecke zwischen Neumarkt und Heumarkt. Durch die viel befahrene Cäcilienstraße ist sie vom Innenstadtring abgetrennt und bildet dadurch zusammen mit der direkt nebenliegenden Kirche der Jesuiten St. Peter den Auftakt des Cäcilienquartiers und den Beginn der südlichen Altstadt.

Die beiden seitlich aneinander gebauten Kirchen bilden die einzige erhaltene Doppelkirchenanlage der Stadt Köln. Während St. Peter noch heute vom Jesuitenorden für liturgische und kulturelle Zwecke genutzt wird, ist St. Cäcilien sowohl Ausstellungsort als auch begehbares Exponat des Museums Schnütgen für christliche Kunst.

Das Cäcilienquartier ist geprägt von einer starken Diversität an Nutzungen. Neben der beschriebenen religiösen Nutzung befinden sich dort auch mehrere Gewerbe-, vor allem Büroarbeitsflächen, Freizeitanlagen wie das Agrippabad, das belgische Honorarkonsulat sowie im westlichen Teil Wohngebäude.

St. Cäcilien liegt direkt an der Kreuzung der nach ihr benannten Cäcilienstraße und der Straße Cäcilienkloster. Sie grenzt im Süden direkt an St. Peter, die beiden Sakralgebäude trennt lediglich ein schmaler Vorplatz, der heute als Parkplatz genutzt wird. Östlich befindet sich das sogenannte Cäcilium, ein zeitgenössisches, sechsgeschossiges Bürogebäude, in dessen Innenhof ein kleines ehemaliges Klostergebäude erhalten werden konnte. Weiter nach Süden erstreckt sich das Gelände des belgischen Honorarkonsulates. Westlich befinden sich ein Altenheim, der Neubau des Rautenstrauch-Joest-Museums sowie die Kölner Stadtbibliothek.

Die Erschließung erfolgt über einen Erweiterungsbau aus dem Jahr 2010, der das Museum Schnütgen mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum verbindet und beiden Kultureinrichtungen ein gemeinsames Foyer ermöglicht.

Gebäude | Bauform

St. Cäcilien gehört zu den zwölf großen romanischen Kirchen im Stadtgebiet von Köln. Die Ursprünge des Sakralbaus gehen bis ins 8. Jahrhundert zurück, der jetzige Kirchenbau wurde jedoch im 12. Jahrhundert errichtet. Bei St. Cäcilien handelt es sich um eine klassische Pfeilerbasilika mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen, ein Querschiff gibt es nicht. Das Mittelschiff wird durch Rundbogenfenster in den Obergaden beleuchtet. Im Gegensatz zu den romanischen Kreuzgewölben der Seitenschiffe ist im zentralen Mittelschiff eine flache, dunkle Holzdecke eingezogen.

Im Osten ist der Chorbereich auf quadratischem Grundriss an das Mittelschiff angesetzt, der Übergang wird durch eine Stufenanlage sowie ein Rundbogensturz betont. Den Chorabschluss bildet eine halbkreisförmige Apsis, die durch ein zweifach gestütztes Gewände abgesetzt ist. Der Abschluss des südlichen Seitenschiffes wird ebenfalls durch eine halbkreisfömige Apsis gebildet. Die Apsis des nördlichen Seitenschiffes wurde im 15. Jahrhundert durch einen gotischen Sakristeianbau ersetzt. Dieser erstreckt sich über die gesamte Länge des angrenzenden Chorbereiches und setzt sich durch die gotische Formensprache formal stark von der romanischen Ursprungsarchitektur ab. Im Zuge dieses Umbaus wurde im Mittelschiff zudem ein nachträgliches Kreuzrippengewölbe eingebaut, das jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört und bei der Wiedererrichtung nicht erneuert wurde.

Das am Westende der Kirche befindliche Haupteingangsportal wird nicht mehr genutzt und ist seit dem Wiederaufbau zugemauert. Hier hat der Schweizer Graffiti-Künstler Harald Naegeli sein Kunstwerk „Totentanz“ aufgesprüht, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht.

Im Bereich des ersten Säulenjoches der Westseite befindet sich eine Empore, über die der Kirchenraum betreten wird. Darunter befindet sich ein gedrungenes Souterraingeschoss mit feiner Kreuzgewölbestruktur. Treppen in den beiden Seitenschiffen führen auf die circa ein halbes Geschoss niedrigere Hauptebene des Innenraumes.

Während des Zweiten Weltkrieges hat St. Cäcilien starke Beschädigungen erlitten. Der Wiederaufbau nach Kriegsende wurde vom Kölner Architekten Karl Band geleitet, der in den 1950er Jahren zudem ein Annex-Gebäude mit Verwaltungs- und Bibliotheksräumen für das Museum Schnütgen an St. Cäcilien anbaute.

Die inneren Wände des Kirchenraumes sind seit dem Wiederaufbau größtenteils weiß verputzt, lediglich im Chorbereich liegen historische Fresken unter dem Putz noch sichtbar. Die Säulen und Bögen der Arkadengänge sind unverputzt in hellem Naturstein belassen worden, die dunkle Holzdecke aus der romanischen Erbauungszeit wurde wieder hergestellt.

Die Fassade von St. Cäcilien ist durch helle, kleinformatige Natursteinziegel geprägt, deren Format zum Sockel hin immer größer wird. Im Traufbereich wurde umlaufend ein Ziergesims in Rundbogenform eingearbeitet.

Historie | Prozess | Nutzungskonzept

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts diente St. Cäcilien als Zentrum eines Damenstiftes. Danach folgteeine lange Geschichte als Klosterkirche, bis das Sakralgebäude ab dem Ende des 19. Jahrhunderts schließlich als Krankenhauskirche des ersten Kölner Stadtkrankenhauses diente.

Nach den extremen Kriegsschäden wurde beschlossen, in St. Cäcilien das Museum Schnütgen für bedeutende Kunst aus dem Mittelalter einzurichten. 1956 war es das erste Museum der Stadt, das nach dem Zweiten Weltkrieg wiedereröffnet wurde. Das Kirchengebäude wurde jedoch nie entweiht, noch immer finden an Weihnachten sowie zum Namenstag der Heiligen Cäcilie Messen statt.

Besonderheiten | Erfahrungen

St. Cäcilien hat Köln als Kloster- und Krankenhauskirche über eine lange Zeit stark geprägt. Diese lebendige Geschichte wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Museumsnutzung fortgeführt. Dabei fungiert die Kirche gleichermaßen als Ausstellungsort sowie als erlebbares Exponat der romanischen Baukunst. In fast siebzig Jahren Museumsgeschichte hat sich St. Cäcilien so zu einem wichtigen Kulturstandort der Stadt Köln entwickelt, nicht zuletzt in Kombination mit der angrenzenden „Kunststation“ in der Kirche St. Peter sowie dem Rautenstrauch-Joest-Museum, mit dem sich das Museum Schnütgen das Foyer teilt.

Felix Hemmers

Weitere Informationen zum Projekt:

https://museum-schnuetgen.de/Architektur