Projekt

St. Michael | im Prozess

Oberhausen
Ort
Falkensteinstraße 234, 46047 Oberhausen
Gebäude
1926-28 erbaut, Architekt: Fritz Sonnen | 1944 zerstört; 1949 wiederaufgebaut | 2007 Zusammenlegung von fünf Pfarreien zur Kirchengemeinde St. Marien | 2015 parallele Nutzung der Kirche für Gottesdienste und als Gebrauchtkleiderladen Janne & Pit sowie als Lager für Kleiderspenden | 2018 Pfarreientwicklungsplan des Bistums Essen: mittelfristige Aufgabe der Kirche | 2019-2022 Teilnahme am prozessbegleitenden Unterstützungsangebot „Zukunftskonzept Kirchenräume“
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Trägerschaft

Katholische Kirchengemeinde St. Marien Alt-Oberhausen

Zuständige Prozessbegleitung

zwo+ Architekten, Bochum

Amtsbereich

Bistum Essen

Ortslage | Städtebauliche Situation

Stadt Oberhausen, Oberhausen-Ost; Knappenviertel: ~ 7.000 Einwohner

Lage an einer Straßenkreuzung der Haupterschließungsstraße „Falkensteinstraße“ im Übergang von mehrgeschossiger gründerzeitlicher Blockrand- zu Nachkriegs-Siedlungsstruktur auf zweiseitig erschlossenem Grundstück.

„Die unter Denkmalschutz stehende Michaelkirche hat eine stadtbildprägende und monumentale Erscheinungsform durch die Hauptfassade [mit Eckturm]; zur Falkensteinstraße hin ist sie durch einen parkähnlichen Vorplatz inszeniert.” Zum Areal der Kirche zählen auch die daneben liegenden Gebäude des Pfarrhauses, des katholischen Kindergartens St. Michael und ein Gebäude für Altenwohnen am Pothmannsweg, die in die Gesamtplanung mit einbezogen werden können.

Gebäudehistorie | Bauform

Die Kirche St. Michael im Oberhausener Knappenviertel wurde 1926 bis 1928 von Fritz Sonnen errichtet, 1944 zerstört und 1949 wiederaufgebaut. Die freistehende Saalkirche weist einen langgestreckten Grundriss auf und wurde, wie auch der angrenzende, markante Turm im Stil des Backsteinexpressionismus gestaltet.

Bedeutung | Umfeld | Motivation

Die auf dem Kirchenareal liegenden Gebäude des Pfarrhauses, des katholischen Kindergartens und für Altenwohnen sollen in die Gesamtplanung mit einbezogen werden. „Der Reiz des Kirchengeländes (…) liegt darin, einen ‚Campus’ zu entwickeln, der sowohl für Junge und Alte, Kinder und Erwachsene Lebensort, Spielort und Begegnungsstätte sein kann. (…) Eine Neubelebung des Kirchengebäudes und des unmittelbar anliegenden Grundstücksareals zur Förderung des Lebensumfeldes im Knappenviertel ist das Ziel unserer Planungen. (…) Im Stadtviertel Oberhausen-Ost (…) fehlen offene Begegnungsmöglichkeiten und Treffpunkte.”

(Alle Zitate stammen aus den eingereichten Bewerbungsunterlagen zum Projektaufruf „Zukunftskonzept Kirchenräume)

Ausgangslage

Mit den Gebäuden eines Pfarrhauses, Kindergartens und den Altenwohnungen bildet die Kirche ein Ensemble, das bei der Planung im Gesamten Berücksichtigung finden soll. Sie ist denkmalgeschützt und wird zukünftig nicht mehr gottesdienstlich genutzt. Bereits jetzt fungiert die Hälfte der Fläche als caritativer Gebrauchtkleiderladen und im Turm sind Mobilfunkantennen untergebracht. Eine Nutzungsänderung zur Neubelebung und Förderung des Quartiers wird angestrebt. Die Vision eines „Campus“ mit Begegnungsmöglichkeiten, wie ein Café, Dienstleistungen, Geschäfte und Spielort für alle Altersgruppen sind vorstellbar. Eine Arbeitsgruppe des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates wurde gebildet. Örtliche Gruppen, Vereine und Dienstleister sollen mit einbezogen werden, ebenso die Oberhausener Stadtteilentwicklung und der „ImmobilienRaum“ des Bistums Essen.

Beurteilungen zur Teilnahme an Zukunftskonzept Kirchenräume Teil I und Juryempfehlung

Düsseldorf, 21. August 2019

„Die Anlage aus Kirche, Kindergarten und Altenwohnungen eignet sich für die vorgestellte Idee eines Campus für Jung und Alt sehr gut. Insbesondere der Kirchensaal, der nicht mehr gottesdienstlich genutzt werden soll, ist baulich geeignet für sensible additive, neue Binnenstrukturen, die den charakteristischen expressiven Rahmen des Bestands nutzen können. Hier kommt es auf die Qualität der Hinzufügungen an, damit der ursprüngliche Raum lesbar bleibt. Der stadtbildprägende Außenbau kann in seiner Wirkung erhalten bleiben. Hervorzuheben ist das angestrebte Ziel, das Lebensumfeld des „Knappenviertels“ neu zu beleben, indem man das Areal für den ganzen Stadtteil öffnen will. Die konsequente Zusammenarbeit mit der Stadtteilentwicklung und das Zusammenbringen öffentlicher Gruppen, Vereine, Dienstleister sowie dem „ImmobilienRaum“ des Bistums Essen ist dabei vielversprechend.“

(Dr. Sabine Schulte, Landesdenkmalamt in Berlin)

Beurteilungen zur Teilnahme an Zukunftskonzept Kirchenräume Teil II und Juryempfehlung

Gelsenkirchen, 05. Februar 2021

Die Jury lobt die Konzeptidee, einen Campus für „Jung und Alt“ zu entwickeln und unterstützt im Besonderen die interdisziplinär angelegte Herangehensweise und Strategie des Projektes. Der eingeschlagene Weg erscheint der Jury vielversprechend hinsichtlich einer längerfristig gedachten Realisierung. Die baukulturellen Werte des Baubestandes werden von der Jury als besonders hoch eingestuft. Für eine erfolgreiche und qualifizierte Umsetzung des Projektes empfiehlt die Jury dem Projektteam im nächsten Schritt einen Planungswettbewerb vorzubereiten und durchzuführen. Ein sensibler Umgang mit der Architektur und eine Planung, die auf eine Belebung und Aufwertung des Stadtviertels zielt, ist ebenfalls einzukalkulieren.

Fazit: „Die Jury entscheidet sich für eine weitere Unterstützung der Projektgruppe, um bei der Qualifizierung der nächsten Schritte zu helfen“ 

(vorgestellt von Michael Scholz, Referent für kirchliches Bauen, Kunst + Denkmalpflege i. R., Bischöfliches Generalvikariat Aachen)

Kommentar nach Abschluss des Unterstützungsprogramms

Gelsenkirchen, 31. März 2022

„Eine gute Vernetzung mit Verantwortlichen der zuständigen Stadt bringt Rückenwind für Neunutzungsprozesse. Ebenso hilft das Engagement der Entscheidungsträger*innen aus der Stadtverwaltung bei guten Entwicklungen für wichtige Gebäude. Das Durchführen eines Architekturwettbewerbs sollte daher innerhalb eines Neunutzungsprozesses zur Realisierung eines qualitätvollen Ergebnisses in Erwägung gezogen werden. Zuständige Behörden und auch Investor*innen schätzen die Möglichkeit, Anforderungen und eigene Bedingungen darin einfließen zu lassen – mit dem Mehrwert eines klaren und konsensfähigen Entwurfs mit hohem Anspruch.”

(Jörg Beste, synergon Köln und Esther U. Heckmann, Projektleitung Zukunft – Kirchen – Räume)

Relevante Themen innerhalb des Prozesses

  • Kindergartenstandorte
    Die Stadt Oberhausen hat einen großen Bedarf an Kindergartenplätzen. Wenn das bisherige Kindergartengebäude aufgegeben wird, sollte ein neuer Kindergarten ggf. im Kirchengebäude mit berücksichtigt werden.
  • Kooperation mit der Immobiliengesellschaft, die die umliegende Wohnbebauung betreibt.

Erfahrungen aus dem Prozess

  • Wohlwollende Unterstützung und Begleitung durch die Verwaltung der Stadt Oberhausen (Denkmalschutz, Stadtentwicklung). (Stand: 2020)

(Projektgruppe, vertreten durch Pfarrer Thomas Eisenmenger)