Projekt

St. Peter | Kirche und Kunststation

Köln
Ort
50676 Köln, Jabachstraße 1
Ursprüngliche Nutzung
Kirche des Jesuitenordens
Neue Nutzung
Kirche des Jesuitenordens sowie Ort für wechselnde Kunstausstellungen
Gebäude
12. Jahrhundert Errichtung als romanische Pfarrkirche | 16. Jahrhundert Neuerrichtung des Kirchenschiffes in gotischer Bauweise | 1943 Starke Zerstörungen der Kirche durch Luftangriffe | 1950 Beginn des Wiederaufbaus durch den Kölner Architekten Karl Band | 1960 Fertigstellung des Wiederaufbaus, Nutzung durch den Jesuitenorden | 1987 Beginn der Kunstausstellung in St. Peter, der Name "Kunststation" wird geboren | 1997 - 2000 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen im Innen- und Außenbereich durch Wiegmann & Trübenbach Architekten aus Köln | 2005 Errichtung der dauerhaften Lichtinstallation "Don't worry" am romanischen Kirchturm von Martin Creed
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die katholische St. Peter Kirche liegt südlich der Kölner Innenstadt, etwa mittig zwischen Neumarkt und Heumarkt. Durch die vielbefahrene Cäcilienstraße ist sie vom Innenstadtring abgetrennt und bildet zusammen mit der direkt danebenliegenden, ehemaligen Klosterkirche St. Cäcilien den Auftakt des Cäcilienquartiers, welches den Beginn der südlichen Altstadt markiert.

Die beiden Kirchen sind die einzige erhaltene Doppelkirchenanlage der Stadt Köln. Während St. Peter noch heute vom Jesuitenorden liturgisch und für kulturelle Zwecke genutzt wird, ist St. Cäcilien als Ausstellungsort ein Teil des nebenan befindlichen Museum Schnütgen.

Das Cäcilienquartier ist geprägt von einer starken Diversität an Nutzungen. Neben der bereits beschriebenen religiösen Nutzung befinden sich dort auch mehrere Gewerbe-, vor allem Büroarbeitsflächen sowie Freizeitanlagen wie das Agrippabad, das belgische Honorarkonsulat sowie im westlichen Teil Wohngebäude.

Die Kirche St. Peter liegt an der Kreuzung der Jabach- und der Leonard-Tietz-Straße. Sie grenzt im Norden direkt an St. Cäcilien, die beiden Sakralgebäude trennt lediglich ein schmaler Vorplatz, der heute als Parkplatz genutzt wird. Östlich befindet sich das sogenannte Cäcilium, ein zeitgenössisches, sechsgeschossiges Bürogebäude, in dessen Innenhof noch ein kleines ehemaliges Klostergebäude erhalten werden konnte. Nach Süden erstreckt sich das Gelände des belgischen Honorarkonsulates, westlich befindet sich ein Altenheim, der Neubau des Rautenstrauch-Joest-Museums sowie die Kölner Stadtbibliothek.

In dieser durch Solitärbauten unterschiedlichster Epochen geprägten Struktur stellt St. Peter durch den romanischen Kirchturm einen wichtigen Fixpunkt dar.

Gebäude | Bauform | Historie

Bei St. Peter handelt es sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit leicht erhöhtem Mittelschiff. Arkadenbögen zwischen den Pfeilern trennen die Seitenschiffe vom Mittelschiff ab. Während sich das Mittelschiff über die komplette Raumhöhe erstreckt und von einer Holzdecke eingefasst wird, befinden sich in den beiden Seitenschiffen Emporen. Die dortigen Decken sind als Rippengewölbe in Sternform konzipiert. Die Emporen enden am Vorchorjoch, hier erstreckt sich der Raum auch in den Seitenschiffen über die komplette Höhe. Daran schließt ein ebenfalls raumhoher, geosteter 3/8 Chor an, in dem sich der Altar befindet. Das Hauptportal, das sich im Westen im Kirchturm befindet, wird heute nicht mehr als Eingang genutzt. Stattdessen erfolgt der Zugang über das südlichen Seitenschiff, an dem sich ein Vorplatz befindet. Sowohl außen als auch innen wird das Sakralgebäude durch den Einsatz von hellem Naturstein charakterisiert. Einen Kontrast erzeugen dabei die romanischen Formen des Kirchturmes mit dem gotischen Maßwerk des Kirchenschiffes.

Die Entstehungsgeschichte von St. Peter reicht zurück ins 12. Jahrhundert, wodurch sie als älteste Pfarrkirche Kölns gilt. Bereits zu dieser Zeit bestand eine gewisse Abhängigkeit zum benachbarten Cäcilienstift, einem Frauenkloster. Aus der Entstehungszeit ist jedoch nur noch der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wiederaufgebaute romanische Kirchturm erhalten. Das gesamte Kirchenschiff wurde hingegen im 16. Jahrhundert in spätgotischer Bauweise komplett neu errichtet. Im 17. Jahrhundert wurde der bedeutende Maler Peter Paul Rubens in St. Peter getauft, noch heute hängt sein Werk „Kreuzgang Petri“ in der Kirche aus.

Luftangriffe im Jahr 1943 zerstörten St. Peter fast vollständig. Nach Kriegsende wurde 1950 mit dem Wiederaufbau des Gebäudes nach Vorkriegsvorbild begonnen, welcher 1960 abgeschlossen war. Bereits kurz vor Beendigung der Arbeiten bezog der Jesuitenorden das Gebäude.

Von 1997 bis 2000 fanden umfangreiche Sanierung an dem Kirchengebäude statt. Dabei wurde die Leere als zentrales gestalterisches Element genutzt. Der Innenraum wurde auf die wesentlichen Elemente reduziert. Es befinden sich keine Kirchenbänke- oder Stühle im Raum, bei liturgischen oder kulturellen Veranstaltungen bestuhlt man den Raum flexibel. Die Erhöhung des Altarbereich wurde zurückgebaut und ein einheitlicher, fugenloser Boden eingebracht. Eine neue, helle Holzdecke im Mittelschiff, die sich durch Fugen von den Obergaden absetzt und zu schweben scheint, ersetzt die ehemalige dunkle Holzdecke. Die Farbigkeit orientiert sich dabei an dem hellen Sandstein der Kirchenpfeiler. Insgesamt ist ein offener, reduzierter und harmonischer Gesamtraum entstanden.

Prozess | Nutzungskonzept

Seit 1987 fungiert die Kirche St. Peter als Kunststation. Die Idee stammt vom damaligen Pater Friedhelm Menneke, der die Kunst als besondere Form der Seelsorge betrachtete. Ziel war es, ein Raum für den Dialog zwischen Kunst und Religion zu schaffen, der von Spannung und Austausch auf Augenhöhe geprägt ist.

Im Laufe der Jahre fanden unterschiedliche Ausstellungen und Installationen in St. Peter bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der liturgischen Funktion statt. Dabei entwickelte sich das Format immer weiter. Erste räumliche Interventionen von Anish Kapoor und James Lee Byars in den 1990er Jahren beispielsweise prägten das räumliche Konzept der kurze Zeit später folgenden Sanierung maßgeblich mit. Der von dem baskischen Künstler Eduardo Chilida entworfene Altar durfte nach einiger Zeit auf Verlangen des Bistums nicht mehr liturgisch genutzt werden und steht seitdem als Kunstobjekt im nördlichen Seitenschiff.
2005 befestigte der englische Künstler Martin Creed mit seiner Lichtinstallation „Don’t worry“ den Schriftzug „Sorge dich nicht“ in vier Sprachen an allen vier Seiten des Kirchturmes. Noch heute scheint diese Botschaft im Dunkeln in die Kölner Stadt hinein.

Mittlerweile wählt ein Beirat Künstler*innen aus, die den Innenraum von St. Peter temporär bespielen. Voraussetzung dafür ist, dass eine Beschäftigung mit dem Ort stattfindet und ein einzigartiges, raumspezifisches Werk entsteht.

Auch Musik und Literatur haben ihren festen Platz in St. Peter. Regelmäßig finden Konzerte und Lesungen statt, die sich teilweise mit den Installationen sowie den Gottesdiensten verbinden und neue Formen von Liturgie erzeugen.

Besonderheiten | Erfahrungen

Die Entstehung der Kunststation ist keine Reaktion auf einen Leerstand. Die Weiterentwicklung von einer rein liturgischen Nutzung zur Kunststation fußt vielmehr aus einer Neuinterpretation der Seelsorge und einer damit einhergehenden einzigartigen Entwicklung.

Inzwischen hat sich die Kunststation St. Peter zu einem lebendigen, international anerkannten Ort für zeitgenössische Kunst entwickelt, an dem sich Religion und Kunst auf Augenhöhe begegnen können und Raum für Diskurs und Dialog entsteht.

St. Peter ist ein besonderes Beispiel dafür, wie Kirchen ohne den Verlust ihrer liturgischen Funktion aus sich heraus wichtige Orte für die Gesellschaft sein können.

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.sankt-peter-koeln.de/wp/