Projekt

Herz-Jesu | Wohnkirche

Mönchengladbach
Ort
41061 Mönchengladbach, Pescher Straße 140
Ursprüngliche Nutzung
Katholische Pfarrkirche St. Peter des Bistums Aachen
Neue Nutzung
Öffentlich geförderte Wohnungen
Gebäude
1902 erbaut, Architekt: Josef Kleesattel (1852–1926) | 1956 wiederaufgebaut nach Kriegszerstörungen | 2009 entwidmet | 2010/2011 Umbau zu Wohnungen, Architekten: B15 Architekten, Mönchengladbach; Ingenieure: Tetz Ingenieure, Hückelhoven
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die turmlose Kirche liegt südöstlich des Mönchengladbacher Zentrums nahe dem Hauptbahnhof im Stadtteil Hardterbroich-Pesch. Auf einem begrünten Grundstück steht sie deutlich von der Straße zurückgesetzt als Solitärgebäude. Im gemischten Umfeld befinden sich sowohl Gewerbe- und Büronutzungen als auch Mehrfamilienhäuser sowie Siedlungsbereiche mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Auch ohne Turm überragt das hohe Gebäude die Umgebung und ist im Stadtteil präsent.

Gebäude | Bauform

Die neugotische Backsteinkirche hat einen basilikalen Aufriss mit dreischiffigem Langhaus, mittelschiffhohem Querhaus und einem ebenso hohen Chor. Sie gehört zum Werk des gründerzeitlichen Kirchenarchitekten Josef Kleesattel, der zwischen 1890 und 1910 etwa 40 meist neugotische Kirchen am Niederrhein errichtete, unter anderem nahezu zeitgleich St. Josef in Mönchengladbach-Rheydt. Für die Möglichkeit einer privaten Umnutzung waren die Raumdimensionen, insbesondere die Höhe, das Fehlen eines Turms, das große Grundstück und die Denkmaleigenschaft förderlich.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

k. A.

Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde

k. A.

Prozess | Beteiligte

k. A.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Zu dem nach der Fusion von drei Kirchengemeinden nicht mehr benötigten Kirchengebäude gehörten auf dem Kirchengrundstück ein Kindergarten, ein Gemeindezentrum und ein Mehrfamilienhaus. Ein in Denkmal- und Kirchenumnutzungen erfahrener Projektentwickler erarbeitete mit den städtischen Planungsbehörden und den kirchlichen Verantwortlichen ein Konzept zur Entwicklung des gesamten Standortes. Hierfür wurde das Kirchengebäude mit eigener Grundstücksparzelle verkauft, der Kindergarten erhalten, das Gemeindezentrum und das Mehrfamilienhaus wurden abgebrochen und neu errichtet. Im neuen Gemeindezentrum bleiben Gemeinde- und Caritasnutzungen am Standort erhalten.

In die Kirche wurde die neue Wohnnutzung in einer Holzrahmenbauweise eingebaut, als Haus-in-Haus-Konstruktion von der Originalsubstanz losgelöst. Auf drei bis vier Geschossen entstanden 23 öffentlich geförderte, barrierefreie Zwei- bis Vierzimmerwohnungen. Diese befinden sich in den Seitenschiffen, den Querhausarmen und im Chor. Das Langhausmittelschiff und die Vierung dienen der Erschließung und bleiben über große Lufträume in voller Höhe erlebbar. Die brandschutztechnisch anspruchsvoll ausgeführten Einbauten wurden mit einem prägnanten Farbkonzept von der Originalsubstanz abgesetzt.

Besonderheiten | Erfahrungen

Häufig können Einbauten von Wohnungen in größere Kirchengebäude nicht völlig überzeugen. Der Einbau von kleinen, zum Teil hoch installierten Räumen in einen Großraum sowie die Anforderungen des Wohnens bergen viele Schwierigkeiten. Entweder sind die Kirchenräume nicht mehr in ihrer Dimension erlebbar, die Behandlung der Außenfassaden mit Balkonen, Loggien und zusätzlichen Fenstern fragwürdig oder die Wohnungsgrundrisse sind nur schwer nutzbar und die Wohnungen werden zu teuer. In diesem Fall ist der Einbau eines Mehrfamilienhauses in eine denkmalgeschützte Kirche als öffentlich geförderter Wohnungsbau reversibel und als privates Investment allerdings beispielhaft umgesetzt worden.

Mit verträglichen Mieten, einer sozialen Bewohnermischung und den ergänzenden kirchlichen und sozialen, am Standort verbliebenen Nutzungen wie Kindergarten, Gemeindezentrum und Caritasstelle ist die Umnutzung in dieser Hinsicht sehr gut gelungen. Aus baukultureller Sicht sind mit dem hohen gestalterischen und technischen Anspruch unter Erhalt wesentlicher Raumbezüge ebenfalls überzeugende Lösungen gefunden worden. Allerdings zeigen die bau-, klima- und brandschutztechnischen Schwierigkeiten, die hierbei zu lösen waren, dass die Umnutzung von größeren Kirchengebäuden zu Wohnzwecken insgesamt eine enorme technische und gestalterische Herausforderung bleibt.

Jörg Beste, synergon Köln

Siehe auch:

Heinze, Informationsplattform

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.denkmalentwicklung.de/projekte/projekte/mgladbach_kirche_herz_jesu