Projekt

St. Bonifatius | Medienhaus des Bistums Münster

Münster
Ort
48147 Münster, Cheruskerring 19
Ursprüngliche Nutzung
Katholische Pfarrkirche des Bistums Münster
Neue Nutzung
Dialog-Medien und Emmaus-Reisen GmbH - Medienhaus des Bistums Münster, vormals Verlagshaus „Dialogverlag“
Gebäude
1963–1965 erbaut, Architekten: Michael Kleffner und Christa Kleffner-Dirxen, Münster | 2005–2006 Umbau zum Verlagshaus „Dialogverlag“: agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren | 2007 BDA „Auszeichnung guter Bauten“ Region Münsterland | seit 2015 Medienhaus des Bistums Münster
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die ehemalige Kirche St. Bonifatius liegt am Cheruskerring, der seit 1935 existiert und ein 600 Meter langes Teilstück des zweiten Tangentenrings um Münster bildet. Sie befindet sich im Stadtteil Uppenberg, zwischen dem Stadtpark Wienburg und dem Kreuzviertel, genauer zwischen einem städtischen Gymnasium und dem Evangelischen Krankenhaus Johannisstift Münster.

Gebäude | Bauform

Die flach gedeckte Nachkriegskirche hat einen parabelförmigen Grundriss, der mit einer elliptischen Apsisim Norden abschließt. Im Süden befindet sich das zurückgesetzte Hauptportal, überdeckt durch das in einem breiten Winkel spitz zusammenlaufende Dach. Die westliche Fassade wird durch zwei Nebenapsiden und einen als eingeschossiger Rundturm gestalteten Annexbaumit polygonalem Spitzdach auf Höhe des Chores gegliedert. Östlich der Kirche schließt sich über zwei Verbindungstrakte das ehemalige Pfarrheim an. Im Südwesten nahe dem Cheruskerring ergänzt ein frei stehenderGlockenturm (sogenannter Campanile) auf quadratischem Grundriss das Gebäude. Die Backsteinfassade der Kirche wird durch ein vertikal umlaufendes Fensterband unterhalb des Daches durchbrochen. Acht weitere Fensterbänder gliedern die Kirchenfassade in der Horizontalen. In der Südfassade schneiden die starken Mauervorsprünge rechts und links des Portals regelrecht ein. Im Inneren setzt sich die Gestaltung mit dem rötlichen Backstein fort. Die flache Holzdecke ist so aus Holzstäbchen zusammengesetzt, dass sie optisch einem Kreuzgratgewölbe ähnelt.

Entwicklungsprozess | Nutzungskonzept | Neunutzung

Die ehemalige Kirche St. Bonifatius wurde unter anderem wegen der starken Renovierungsbedürftigkeit ihres Daches und der Fassade sowie der damit einhergehenden Kosten aufgegeben. Hinzu kam der starke Rückgang der Gemeindegröße, weshalb die Bonifatius-Gemeinde 2003 der Kirchengemeinde Heilig Kreuz zugeordnet wurde. 2004 wurde ein Wettbewerb ausgelobt, der die Umnutzung des Kirchengebäudes als kirchliches Verlagshaus durch den Dialogverlag ermöglichte. Mit dem Beginn der Umbauarbeiten im Jahr 2005 wurde St. Bonifatius als Baudenkmal eingetragen.

Im Rahmen der Umnutzung wurde das komplette Dach saniert und die gesamte Außenhaut neu verfugt. Die bunten Kirchenfenster und der 7,5 Tonnen schwere Altar sowie sämtliche für die Liturgie benötigten sakralen Gegenstände wurden aus der Kirche herausgelöst und eingelagert, wie es das Bistum vorab entschieden hatte. Durch Einbringen einer größeren Fensterfläche und eines gläsernen Portals wurde die Südwand geöffnet, sodass der Innenraum ausreichend Licht für ein sachgerechtes Arbeiten erhält. Acht Betonpfeiler, die im Fundament zusätzlich gegründet wurden, tragen den als Tischkonstruktion in das Kirchenschiff eingestellten Einbau, um die Originalsubstanz so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Die dadurch neu entstandenen zwei Galerie-Ebenen umlaufen den trapezförmigen Innenhof und beherbergen die Redaktions- und Büroräume. Um die natürliche Belichtung zu unterstützen, wurden Glastüren und -fenster sowie transparente Geländer und Laufflächen eingebaut. Der nördliche Chorbereich ist in seiner ganzen Höhe sichtbar und dient nun, ebenso wie das gesamte Erdgeschoss, als Ausstellungsfläche, deren Ausgangspunkt das Foyer im Süden bildet.

In dem Nebengebäude, das sich an das Kirchengebäude anschließt, befinden sich das gemeinsame Sekretariat der Redaktion und des Verlags sowie ein Packraum und ein Bücherhandlager im Backoffice-Bereich. Ein gläserner Pavillon, der auf das Dach des Nebengebäudes gesetzt wurde, beherbergt einen Konferenzraum.

2015 wurde das Unternehmen in Dialog-Medien und Emmaus-Reisen GmbH umfirmiert und aus dem „Dialogverlag“ wurde das Medienhaus des Bistums Münster.

Esther Ulli Heckmann M. A., Baukultur Nordrhein-Westfalen

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.dialog-medien.de