Projekt

Gustav-Adolf-Kirche | Begegnungszentrum „Deusenkirche“

Dortmund
Ort
44369 Dortmund, Deusener Straße 215
Ursprüngliche Nutzung
Evangelische Pfarrkirche der Evangelischen Kirche von Westfalen
Neue Nutzung
Begegnungszentrum „Deusenkirche“
Gebäude
1926/1927 erbaut | 2008–2013 Umbau und Ergänzung; Architekt: Andreas Hanke, Dortmund | 2011 eröffnet | Förderung durch Landesprojekt „Initiative ergreifen“
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Die ehemalige Gustav-Adolf-Kirche liegt im nordwestlich der Innenstadt gelegenen Stadtteil Deusen. Dieser ländlich geprägte Stadtteil mit weniger als 2.000 Einwohnern entwickelte sich entlang der Deusener Straße, isoliert gelegen zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal mit den Dortmunder Industriehäfen, der ehemaligen Zeche Fürst Hardenberg, dem Hügel einer umgestalteten Mülldeponie und dem Industriedenkmal Kokerei Hansa. Er besteht zum größten Teil aus einer durchgrünten Siedlung der 1920er bis 1960er Jahre mit mehrheitlich Ein- und Zweifamilienhäusern. Die Kirche steht direkt an der Deusener Straße in einem dörflichen Umfeld, in dem ihr Turm eine Landmarke für den Ort darstellt.

Gebäude | Bauform

Die vormals grau verputzte Kirche präsentiert sich an der Straße mit einem kleinen, oktogonalen und spitz gedeckten Turm über quadratischem Unterbau, an den zwei eingeschossige Flügelbauten mit seitlichen Eingängen und der einschiffige Kirchenraum angebaut sind. Die heute weiß gestrichene Kirche wurde im Norden um einen dunkelrot verschalten Neubau mit einer Gastronomie ergänzt, wodurch ein kleiner Innenhof an der Straße entstanden ist.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

k. A.

Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde

k. A.

Prozess | Beteiligte

k. A.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Nach Schließung von Post und Sparkasse plante im Jahr 2004 auch die Evangelische Kirchengemeinde, sich baulich aus dem Stadtteil zurückzuziehen. In der Siedlung Deusen formierte sich ein Bürgerverein, der die Kirche als sozialen und kulturellen Ort erhalten wollte. Mit Beratung des Planungsdezernenten bildete sich eine von der kommunalen Verwaltung begleitete Lenkungsgruppe, die ein Bau- und Nutzungskonzept für eine öffentliche Förderung über das Landesprojekt „Initiative ergreifen“ entwickelte. Hierfür kaufte der Trägerverein das Gebäude von der Kirchengemeinde und übernahm das Gelände in Erbpacht.

Für die bauliche Planung wurde ein eingeladener Wettbewerb durchgeführt, dessen Ergebnisse mit erheblichen Eigenleistungen und Handwerkerspenden umgesetzt wurden. Die Kirche wurde nicht entwidmet, sodass weiterhin Gottesdienste stattfinden können. Darüber hinaus wurde mit den Anbauten eine Querfinanzierung über eine gastronomische Nutzung geschaffen. Ein eigenes Jugendhausfür örtliche Jugendarbeit kam zwei Jahre später hinzu. Die aktuelle Nutzung kombiniert bei Vermietungen Marktmieten für institutionelle Nutzer, wie zum Beispiel die Dortmunder Volkshochschule oder Firmenveranstaltungen, mit geringen Raummieten für Privatpersonen, Vereine und Initiativen.

Besonderheiten | Erfahrungen

Bemerkenswert ist die Initiative von Bürgern aus dem Quartier, die sich einer sozialen und kulturellen Verarmung ihres Stadtteils erfolgreich entgegengestellt hat. Der Verein „Begegnungszentrum Deusen – Wir lassen die Kirche im Dorf e. V.“ mitüber 200 Mitgliedern hat das Kirchengebäude durch sein Nutzungskonzept sowohl als Begegnungszentrum für den Stadtteil als auch als Sakralraum dauerhaft erhalten. Mit einem enormen Einsatz von ehrenamtlicher Arbeit und kreativer Spendenakquise wurde eine öffentliche Förderung gegenfinanziert, und eine gastronomische Nutzungserweiterung ermöglichte eine Querfinanzierung für den dauerhaften Betrieb.

Neben den sozialen und kirchlichen Gesichtspunkten ist die Neunutzung auch in baukultureller Hinsicht mit einem Wettbewerb, einer zurückhaltenden Sanierung und einer adäquaten baulichen Ergänzung gelungen umgesetzt. Die aktive Bürgerschaft hat mit ihrem privaten Verein vorgemacht, was an anderen Orten auch mit einer aktiven Kirchengemeinde vorstellbar wäre, wenn statt Rückzug ein Weg mit neuen Partnerschaften und Aktivitäten gewählt wird (vgl. Friedenskirche, Bochum).

Bauliche Projektkosten: 950.000 Euro (ohne Ausstattung der Gastronomie); Förderung: 470.000 Euro; Eigenanteile: 480.000 Euro (Barmittel, Spenden Verein, bauliche Selbsthilfe, Stadt Dortmund mit DSW); Angaben: „Initiative ergreifen“.

Jörg Beste, synergon Köln

Weitere Informationen zum Projekt:

http://www.deusenkirche.de