Projekt

St. Peter | Kletterkirche

Mönchengladbach
Ort
41068 Mönchengladbach, Nicodemstraße 36
Ursprüngliche Nutzung
Katholische Pfarrkirche St. Peter des Bistums Aachen
Neue Nutzung
Kletterkirche
Gebäude
1933 erbaut, Architekt: Clemens Holzmeister (1886–1983), Innsbruck/Düsseldorf; Glaskunst von 1933 und 1946: Anton Wendling (1891–1965) und Josef Höttges (1908–1980), Mönchengladbach | seit 2007 ohne kirchliche Nutzung | 2010 Kletterkirche eröffnet
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.

Ortslage | Städtebauliche Situation

Der Stadtteil Waldhausen liegt westlich des Mönchengladbacher Stadtzentrums und ist im Süden durch großflächige Gewerbenutzungen sowie im Norden durch Ein- und Mehrfamilienwohnungsbauten in lockerer Bauweise geprägt. An der Grenze dieser beiden Nutzungen liegt die Kirche zwischen zwei Straßenkreuzungen auf einem dreiseitig erschlossenen Grundstück. Der rechteckige Turm wirkt durch seine Höhe als städtebauliches Zeichen in der Umgebung und mit Blickachsen im Stadtteil.

Gebäude | Bauform

Das symmetrisch kubische Backsteingebäude ist mit zwei später angebauten, winkelförmigen Flügelbauten für Gemeindenutzungen an einem erhöhten Vorplatz von der Straße zurückgesetzt. Durch zwei vorgesetzte kubische Bauteile mit großen geschlossenen Flächen und jeweils einem Portal sowie dem mittigen, als Turm aufragenden Kubus mit rundem Mittelfenster und zwei großen rundbogigen Schallöffnungen auf jeder Seite, entsteht ein monumentaler Charakter des Gebäudes zur Straße hin. Der flach gedeckte Raum teilt sich in ein hohes, breites Mittelschiff und zwei niedrigere, schmalere Seitenschiffe. Der Altarbereich liegt um sieben Stufen erhöht an der gesamten Westwand des Mittelschiffs. Der Raum war geprägt durch große Rundfenster mit ornamentaler Glaskunst.

Historische Bedeutung | Soziales Umfeld

k. A.

Kirchliche Nutzung | Einbindung in die Bürgergemeinde

k. A.

Prozess | Beteiligte

k. A.

Nutzungskonzept | Neunutzung

Die denkmalgeschützte Kirche wurde für 25 Jahre an einen privaten Betreiber verpachtet und reversibel mit vor die originalen Wände gestellten Einbauwänden für verschiedene Klettermöglichkeiten ausgekleidet. Hierbei werden die 13 Meter Raumhöhe des Mittelschiffs voll ausgenutzt. Die Einbauwände trennen die Seitenschiffe räumlich ab. Die sakrale Ausstattung mit Altar, Taufbecken, Tabernakel und Ambo wurde vor dem Umbau entfernt und eingelagert. Weitere Nutzungen wie Umkleiden, Sanitärräume und eine Gastronomie ergänzen im Innenbereich die Kletternutzungen. Im Außenbereich sind zusätzliche Möglichkeiten für Aktivitäten wie Slacklines etc. auf dem Gelände installiert.

Besonderheiten | Erfahrungen

Die Nutzung als Kletterkirche wurde in der Stadt zunächst vereinzelt kritisch betrachtet. Um das Kirchengebäude erhalten zu können, sehen Verantwortliche aus Kirchengemeinde und Bistum diese gewerbliche Nachnutzung allerdings als verträglich an. Für die Denkmalpflege ist die reversible Nutzung des besonderen expressionistischen Gebäudes eines bedeutenden Architekten der frühen Moderne eine gute Möglichkeit, die Originalsubstanz und das große Raumvolumen zu erhalten. Neben der baukulturellen Bewahrung des Gebäudes hat die sportliche Nutzung in der Stadt und im Quartier auch einen sozialen Aspekt: Hier wird einer jüngeren Zielgruppe in einem besonderen Raum eine interessante Möglichkeit für Aktivitäten geboten, die auch Gruppenerlebnisse und Angebote für behinderte Menschen einschließt.

Diese Lösung kommt der häufiger geäußerten Forderung, nicht mehr benötigte Kirchengebäude nicht nutzungslos zu bewahren, relativ nahe. Insofern ist die aus kirchlicher Sicht zunächst etwas irritierende Nachnutzung in sozialer und baukultureller Hinsicht durchaus ein diskussionswürdiger Beitrag zu einer sinnvollen Zwischen- oder Nachnutzung eines Kirchengebäudes.

Jörg Beste, synergon Köln

Siehe auch:

Baukunst NRW

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.kletterkirche.de